Die Waldenserkirche

Die Waldenser gelten als die ersten evangelisch-reformierten Christen. Sie wirkten als Laienprediger schon über ganz Westeuropa verteilt, bevor Martin Luther 1517 in Wittenberg die Reformation eingeleitet hatte.
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Valdes — Glasmalerei in der Melanchton-Kirche, Heidelberg-Rohrbach (Foto: Walter Bammerlin)Valdes (Foto: Walter Bammerlin)
Kirche (Tempio) der Waldenser in Torre Pellice 1 — Aus dem Garten des Collegio gesehen (Foto: Andreas Burckhardt)Kirche (Tempio) der Waldenser in Torre Pellice 1 (Foto: Andreas Burckhardt)

"Brüderlich mit der Schweiz verbunden"

Lesen Sie als kurze Einführung das spannende Interview mit Politologe Paolo Naso aus Rom, in der Zeitschrift "reformiert." vom 28. August 2024
Externer Link: » reformiert.info

Wer sind die Waldenser?

Die Waldenserkirche ist eine Minderheitskirche in Italien.
Sie geht auf den Gründer Valdo (lat. Valdesius) aus Lyon zurück, der im 12. Jh. eine christliche Reformbewegung auslöste.

Die Waldenser fühlen sich als freie Christen, mit eigener, auf der Bibel beruhender Überzeugung.

Im Jahre 1532 schlossen sie sich der Reformation Europas an. Über sechs Jahrhunderte wurden sie unterdrückt und vor allem im 16. - 17. Jahrhundert hart verfolgt.

Heute befinden sich die Waldenser immer noch in einem schwierigen Umfeld. Dank ihrer Offenheit den gesellschaftlichen und menschlichen Problemen der heutigen Zeit gegenüber wird die reformierte Stimme der Waldenser in Italien wahrgenommen und geachtet.

Insgesamt zählt die Waldenserkirche ca. 22'000 Mitglieder und Sympathisanten, wovon 19’000 in über 150 Kirchgemeinden über ganz Italien und 3’000 in Ablegern am Rio de la Plata in Uruguay.

Ein Schwerpunkt der Waldensertradition ist die Diakonie, d.h. der Dienst am Nächsten, der sich in zahlreichen sozialen Werken wie Kindergärten, Schulen, Jugend- und Altersheimen, Spitälern, Ferien- und Kurszentren, Gästehäusern (Foresterie) und dem Einsatz für Flüchtlinge und MigrantInnen manifestiert. Für die Ausbildung der PfarrerInnen wird in Rom eine theologische Fakultät betrieben und in Turin besteht ein eigener Verlag.

Zum Engagement für Flüchtlinge und MigrantInnen in Italien lesen Sie das » Interview von 2021 mit der Moderatora Alessandra Trotta: "Kirche ist immer multikulturell".

Das Zentrum der Waldenserkirche ist in Torre Pellice, Piemont. Dort tagen die Synoden. Der Sitz der Tavola, dem Kirchenrat der Waldenser, ist im Rom.

Weitere Informationen finden Sie unter:
» http://www.chiesavaldese.org

Das Emblem der Waldenser

Ein Leuchter, auf einer Bibel stehend, mit sieben Sternen. Die Sterne weisen auf die sieben Sendschreiben an die Gemeinden hin (Off.2), die trotz aller Bedrängnis dem Evangelium treubleiben. Die Inschrift bedeutet: „Das Licht leuchtet in der Finsternis“ (Joh. 1,5 und Joh. 3,19).

Ursprünglich ein Wappen, sind später und bis heute auch andere Formen (Oval, Kreis) mit derselben Darstellung üblich.

Geschichte

Die spannende 800-jährige Geschichte der Waldenser ist gekennzeichnet durch den Willen, sich selbst treu zu bleiben, die eigene Glaubensüberzeugung nicht zu verleugnen und durch bewundernswerte Standhaftigkeit in Zeiten der Verfolgung.

Hier gelangen sie zu den Informationen über die geschichtlichen Hintergründe:
» Die Geschichte der Waldenser

Eine chronologische Zusammenfassung, in konzentrierter Form, finden Sie unter:
» Geschichtlicher Überblick

Für den Einblick in die Beziehungen zur Reformation in der Schweiz, sowie zur späteren Gründung von italienischsprachigen Waldensergemeinden, konsultieren Sie den Eintrag "Waldenser" im Historischen Lexikon der Schweiz (» externer Link).

Organisation

Das oberste Organ ist die Legislative, die Synode.

Der Sinodo findet einmal jährlich im August am Hauptsitz in Torre Pellice statt.
Das Plenum der Synode besteht aus 180 stimmberechtigten Mitgliedern, deren Mehrheit aus nicht Ordinierten besteht. Dazu kommen die Mitglieder aus den Exekutivausschüssen der Synode. Da die rund achtzig Pfarrerinnen und Pfarrer nicht alle stimmberechtigt sind, stimmen sie nach dem Alphabet rotierend ab. Die nicht stimmberechtigten Pfarrleute erhalten Rederecht.

Die Arbeit der Synode wird inhaltlich bestimmt durch die Berichte der Prüfungskommission, der Tavola, der Diakoniekommission, der Fakultät u. a.

Die Exekutive ist die Tavola, der „Kirchenrat" der Waldenserkirche

Die siebenköpfige Tavola und mit eingeschlossen der Moderatore oder die Moderatorin als Vorsitzende werden jährlich durch die Synode gewählt oder wiedergewählt. Die maximale Amtsdauer beträgt sieben Jahre.
Derzeit ist Diakonin Alessandra Trotta die Moderatorin der Waldenserkirche.

Ökumene

Die ökumenischen Beziehungen sind auf offizieller Ebene höflich distanziert. Daran wird sich in absehbarer Zukunft kaum etwas ändern. Auf lokaler Ebene sieht es dagegen zum Teil ganz anders aus. In Mailand und Venedig bestehen sogar lokale Christenräte, an vielen Orten ist auch die eucharistische Gastfreundschaft selbstverständlich.

Zitat aus einer Waldenser-Broschüre:
Die Kirche Jesu Christi besteht aus all denen, die an Gott glauben und nach seinem Wort handeln.
Die Kirche ist Gottes Dienerin, nicht aber seine Vertreterin, weil Gott keine Vertreter braucht.