Das heutige Engagement der Schweizer für die Waldenser
Seit der Reformation ist die Verbindung zu den Waldensern nie abgebrochen.
Nicht nur, dass die Kantonalkirchen in der deutschen Schweiz 1978 ein Waldenserkomitee ins Leben gerufen haben, sondern es gab lange Zeit davor immer Reformierte, die sich mit den Glaubensgeschwistern in Italien verbunden fühlten und sich für sie einsetzten.
Ein Beispiel dafür ist Pfrn. Hanny Wartenweiler aus Riehen, die als Reiselei-terin und profunde Kennerin der Waldenser mit Reisegruppen seit Jahren die Gemeinden und Werke der Waldenser in Italien be-
sucht. In einem Interview berichtet Hanny Wartenweiler über ihre Erfahrungen:
Nicht nur, dass die Kantonalkirchen in der deutschen Schweiz 1978 ein Waldenserkomitee ins Leben gerufen haben, sondern es gab lange Zeit davor immer Reformierte, die sich mit den Glaubensgeschwistern in Italien verbunden fühlten und sich für sie einsetzten.
Ein Beispiel dafür ist Pfrn. Hanny Wartenweiler aus Riehen, die als Reiselei-terin und profunde Kennerin der Waldenser mit Reisegruppen seit Jahren die Gemeinden und Werke der Waldenser in Italien be-
sucht. In einem Interview berichtet Hanny Wartenweiler über ihre Erfahrungen:
Walter Bammerlin,
Hanny Wartenweiler, gerne erinnere ich mich an die Reisen, die du geleitet hast. Es waren für mich sehr gute Erfahrungen. Du hast mir nicht nur das Interesse an der Waldenserkirche geweckt, es waren für mich Schlüsselerlebnisse und der Grund dafür, dass ich mich für die Waldenser engagiere. Hanny, wie und wann haben bei dir die Kontakte zu den Waldensern angefangen?
Hanny Wartenweiler: Auf die Waldenser aufmerksam wurde ich im Jahr 1951, als ich in Muttenz eine Stelle hatte – noch nicht als Pfarrerin, da dies noch eine Domäne der Männer war – und am Reformationssonntag ein Referat über die Waldenser hörte. Ein Jahr darauf hatte ich die Gelegenheit, mit einer Gruppe nach Torre Pellice zu reisen. Die Unterkunft war in der Foresteria, die damals wie eine Jugendherberge eingerichtet war. Wir besuchten die Gemeinden in den Tälern, das heutige Altersheim Miramonti, das damals noch eine Strickschule für Waldenserfrauen war, usw. Eine lustige Erinnerung von damals ist der Empfang in Villar Pellice, wo der Pfarrer mit der Posaune vom Kirchturm herunter blies, um uns Gäste aus der Schweiz willkommen zu heissen. Begeistert von den Begegnungen, der Herzlichkeit der Menschen und von der Schönheit der Täler wiederholte ich die Reise im gleichen Jahr nochmals mit meiner Mutter.
Wann haben dann die Reisen mit kirchlichen Gruppen angefangen?
HW: Schon bald darauf, also im 1953, wurde ich angefragt weitere Reisen für die Kirchgemeinden von Baselland durchzuführen. Anfänglich immer mit Unterkunft in der Foresteria in Torre Pellice und natürlich die Anreise mit dem Zug.
Ich denke, es sind inzwischen viele Reisen geworden, wie viele waren es bis heute?
HW: Ja, das ist gar nicht einfach festzustellen. Ich habe nie gezählt. Manche Jahre waren es zwei Reisen, weil die Gruppen mit über 40 Anmeldungen zu gross waren. Aber etwas über 70 werden es wohl gewesen sein.
Schön war, dass über viele Jahre auch immer wieder die gleichen Leute mit-gekommen sind und so sind nicht nur Freundschaften zu den Waldensern, sondern auch unter den Teilnehmenden entstanden.
Du hast dann aber auch Reisen zu allen in Italien verstreuten Waldensergemeinden unternommen.
HW: Die Idee kam eher zufällig: Der Sohn eines früheren Moderatore arbei-tete als Waldenserpfarrer in Sizilien und brachte mich anfangs der 70-iger Jahre auf die Idee, einmal mit einer Gruppe nach Palermo zu reisen. Wir fuhren also mit dem Zug nach Milano und von dort erstmals mit dem Flugzeug nach Palermo. Die Unterkunft war in La Noce. Wir wurden herzlich empfangen, wurden in der ganzen Gegend herum geführt, unter anderem zu einem erdbebengeschädigten Dorf, das mit Hilfe von HEKS wieder aufgebaut wurde. In Trapani z.B. hielt die Gemeinde ihren Gottes-dienst noch in einer ehemaligen Garage. Erst seit zwei Jahren haben sie eine eigene Kirche.
Ich denke, seither gibt es kaum mehr Gemeinden in Italien, die nicht von der Gruppe Wartenweiler besucht wurden.
HW: Ja, ich glaube schon: Apulien, Bari, Neapel, Insel Elba, usw. In Venedig waren wir während einer Überschwemmung und die Piazza konnte nur über Balken und Brücken überquert werden. Wir waren im Herbst dort und wurden auf eine Reise zu den Dolomiten mitgenommen. Es war kalt und verschneit, doch die Leute dort stellten uns Elektroöfen in die Zimmer, damit wir uns aufwärmen konnten. Ich erinnere mich, dass die Waldenser dort gegenüber der Ökumene bereits schon
sehr aufgeschlossen waren. Sie trafen sich regelmässig mit Franziskaner Mönchen, feierten zusammen und suchten gemeinsam Antworten auf praktische Glaubensfragen.
Was ist der äussere Unterschied zwischen damals vor über 50 Jahren und heute?
HW: Die Einrichtungen waren viel einfacher. Unterkünfte waren Schlafsäle mit Waschanlagen; ein langer Trog mit einem Rohr, aus dem Wasser spritzte. Heute sind es ja vorwiegend Einer- und Zweierzimmer. Wir waren immer wieder beeindruckt, mit welchen bescheidenen Mitteln Spitäler, Heime oder kirchliche Einrichtungen betrieben wurden. Ich erinnere mich an das Spital in Torre Pellice. Es war kein Geld da, um die Bauten zu unterhalten. Da habe ich im ganzen Baselland Geld für das Spital gesammelt. Es kamen etwa 120'000.- Fr. zusammen und das Spital konnte weiter existieren.
Viele Reiseteilnehmer sind zu treuen Spendern geworden. Schön wäre es für mich, wenn die Beziehungen zu unseren Glaubensgeschwistern weiter leben und die Aufmerksamkeit ihnen gegenüber auch bei der jüngeren Generation bleiben würde oder neu geweckt werden könnte.
Hanny Wartenweiler, ich danke dir, dass ich bei dir vorbei kommen durfte. Einmal mehr bin ich beeindruckt von deiner grossen Liebe zur Sache der Waldenser. Ich wünsche Dir für das Jahr 2008 gute Gesundheit und noch viele frohe Begegnungen mit deinen Sorelle e Fratelli in Italien.
Interview: Walter Bammerlin
Hanny Wartenweiler: Auf die Waldenser aufmerksam wurde ich im Jahr 1951, als ich in Muttenz eine Stelle hatte – noch nicht als Pfarrerin, da dies noch eine Domäne der Männer war – und am Reformationssonntag ein Referat über die Waldenser hörte. Ein Jahr darauf hatte ich die Gelegenheit, mit einer Gruppe nach Torre Pellice zu reisen. Die Unterkunft war in der Foresteria, die damals wie eine Jugendherberge eingerichtet war. Wir besuchten die Gemeinden in den Tälern, das heutige Altersheim Miramonti, das damals noch eine Strickschule für Waldenserfrauen war, usw. Eine lustige Erinnerung von damals ist der Empfang in Villar Pellice, wo der Pfarrer mit der Posaune vom Kirchturm herunter blies, um uns Gäste aus der Schweiz willkommen zu heissen. Begeistert von den Begegnungen, der Herzlichkeit der Menschen und von der Schönheit der Täler wiederholte ich die Reise im gleichen Jahr nochmals mit meiner Mutter.
Wann haben dann die Reisen mit kirchlichen Gruppen angefangen?
HW: Schon bald darauf, also im 1953, wurde ich angefragt weitere Reisen für die Kirchgemeinden von Baselland durchzuführen. Anfänglich immer mit Unterkunft in der Foresteria in Torre Pellice und natürlich die Anreise mit dem Zug.
Ich denke, es sind inzwischen viele Reisen geworden, wie viele waren es bis heute?
HW: Ja, das ist gar nicht einfach festzustellen. Ich habe nie gezählt. Manche Jahre waren es zwei Reisen, weil die Gruppen mit über 40 Anmeldungen zu gross waren. Aber etwas über 70 werden es wohl gewesen sein.
Schön war, dass über viele Jahre auch immer wieder die gleichen Leute mit-gekommen sind und so sind nicht nur Freundschaften zu den Waldensern, sondern auch unter den Teilnehmenden entstanden.
Du hast dann aber auch Reisen zu allen in Italien verstreuten Waldensergemeinden unternommen.
HW: Die Idee kam eher zufällig: Der Sohn eines früheren Moderatore arbei-tete als Waldenserpfarrer in Sizilien und brachte mich anfangs der 70-iger Jahre auf die Idee, einmal mit einer Gruppe nach Palermo zu reisen. Wir fuhren also mit dem Zug nach Milano und von dort erstmals mit dem Flugzeug nach Palermo. Die Unterkunft war in La Noce. Wir wurden herzlich empfangen, wurden in der ganzen Gegend herum geführt, unter anderem zu einem erdbebengeschädigten Dorf, das mit Hilfe von HEKS wieder aufgebaut wurde. In Trapani z.B. hielt die Gemeinde ihren Gottes-dienst noch in einer ehemaligen Garage. Erst seit zwei Jahren haben sie eine eigene Kirche.
Ich denke, seither gibt es kaum mehr Gemeinden in Italien, die nicht von der Gruppe Wartenweiler besucht wurden.
HW: Ja, ich glaube schon: Apulien, Bari, Neapel, Insel Elba, usw. In Venedig waren wir während einer Überschwemmung und die Piazza konnte nur über Balken und Brücken überquert werden. Wir waren im Herbst dort und wurden auf eine Reise zu den Dolomiten mitgenommen. Es war kalt und verschneit, doch die Leute dort stellten uns Elektroöfen in die Zimmer, damit wir uns aufwärmen konnten. Ich erinnere mich, dass die Waldenser dort gegenüber der Ökumene bereits schon
sehr aufgeschlossen waren. Sie trafen sich regelmässig mit Franziskaner Mönchen, feierten zusammen und suchten gemeinsam Antworten auf praktische Glaubensfragen.
Was ist der äussere Unterschied zwischen damals vor über 50 Jahren und heute?
HW: Die Einrichtungen waren viel einfacher. Unterkünfte waren Schlafsäle mit Waschanlagen; ein langer Trog mit einem Rohr, aus dem Wasser spritzte. Heute sind es ja vorwiegend Einer- und Zweierzimmer. Wir waren immer wieder beeindruckt, mit welchen bescheidenen Mitteln Spitäler, Heime oder kirchliche Einrichtungen betrieben wurden. Ich erinnere mich an das Spital in Torre Pellice. Es war kein Geld da, um die Bauten zu unterhalten. Da habe ich im ganzen Baselland Geld für das Spital gesammelt. Es kamen etwa 120'000.- Fr. zusammen und das Spital konnte weiter existieren.
Viele Reiseteilnehmer sind zu treuen Spendern geworden. Schön wäre es für mich, wenn die Beziehungen zu unseren Glaubensgeschwistern weiter leben und die Aufmerksamkeit ihnen gegenüber auch bei der jüngeren Generation bleiben würde oder neu geweckt werden könnte.
Hanny Wartenweiler, ich danke dir, dass ich bei dir vorbei kommen durfte. Einmal mehr bin ich beeindruckt von deiner grossen Liebe zur Sache der Waldenser. Ich wünsche Dir für das Jahr 2008 gute Gesundheit und noch viele frohe Begegnungen mit deinen Sorelle e Fratelli in Italien.
Interview: Walter Bammerlin